Shorty war krank – sterbenskrank. Sie stammte von einem Hof aus Heidenheim, auf dem sie wegen ihres schlechten Allgemeinzustandes aufgefallen war und zu uns gebracht wurde. Die Untersuchung beim Tierarzt brachte das niederschmetternde Ergebnis: Niere und Leber waren irreversibel geschädigt, Shorty litt an einer starken Blutarmut, wodurch jede OP lebensgefährlich gewesen wäre, und als ob das nicht schon genug wäre, war Shorty mit der für andere Katzen hochansteckenden Immunkrankheit FIV infiziert, für die es ebenfalls keine Hoffnung auf Heilung gab. Damit waren die Chancen, ein Zuhause für Shorty zu finden, verschwindend gering. Es glich der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, für die uns die Zeit davonrannte.

Ein wenig machte es den Eindruck, als schien Shorty zu ahnen, wie katastrophal es um sie stand. Sehnsüchtig begrüßte der arme Tropf jeden, der sich ihr näherte, in der Hoffnung, wenigstens ein paar Streicheleinheiten erhaschen zu können. Auch vollkommen Fremden schenkte sie sofort ihr vollstes Vertrauen und schnurrt glückselig bei jeder noch so kleinen menschlichen Aufmerksamkeit. 

Es waren keine hohen Anforderungen, die Shorty an ein mögliches Zuhause stellte. Sie wollte einfach nur so oft und so lange wie möglich die Nähe zu ihren Menschen genießen, gestreichelt und liebgehabt werden. Obwohl sie dem Tode geweiht war, gelang es ihr ohne Probleme, jeden mit ihrem umwerfenden Charme um ihre Pfötchen zu wickeln und auf zuckersüße Art und Weiße ihren Willen durchzusetzen. So sollte Shorty wegen ihrer kaputten Niere ein spezielles Diätfutter bekommen. Da dieses aber ganz und gar nicht ihren kulinarischen Vorlieben entsprach, trat sie kurzum in einen Hungerstreik, der erst endete, als man ihr wieder normales Katzenfutter servierte.

Auch wenn Shorty uns jeden Tag unzählige Lächeln auf die Lippen zauberte, lief ihr die Zeit davon. Händeringend haben wir versucht, schnellstmöglich wahre Tierfreunde zu finden, die Shorty ihren letzten Lebensabschnitt zu angenehm wie nur irgendwie möglich gestalten wollten. Doch es hat nicht sollen sein. Nachdem sich ihr Allgemeinzustand rapide verschlechterte, blieb uns nichts Anderes übrig, als sie über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen.

Run free, tapfere Shorty!