„Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.“
(Franz Kafka)

Seit nunmehr drei Jahren wohnte Jonas, der als Haus- und Hofhund mit Freund Rico gelebt hatte, bis sein Herrchen ins Pflegeheim kam, bei uns. Er war schon ein greiser Geselle mit diversen Zipperlein, als er hier einzog, und eigentlich dachten wir schon damals, wir müssten uns in nicht allzu ferner Zukunft vom braven Buben verabschieden. Doch Jonas überlebte seinen eigentlich agiler scheinenden Hundekumpel und fand hier die wohl beste Freundin seines Lebens: seine Betreuerin Frau L., die sich rührend und fürsorglich um ihn kümmerte. Mit ihr unternahm er streckenmäßig freilich immer kürzer werdende Spaziergänge, bei denen er aber alle Zeit der Welt bekam, um immer wieder Päuschen einzulegen. Stets hatte sie eine Iso-Matte unterm Arm, damit Jonas es gemütlich hatte, sollten ihm die Knie weich werden oder die Puste ausgehen, sowie etwas zu trinken oder was ihm sonst Freude bereitete dabei.

Wie der alte Knabe das genoss, sich auf sie freute und wie dankbar er ihr war! Umso schwerer war der offensichtlich immer näher rückende Abschied für sie.Ende letzter Woche nun war der Tag gekommen: Jonas‘ Kräfte waren endgültig geschwunden und es war an der Zeit, den guten Kerl erlösen zu lassen; unwürdig sollte es nicht mit ihm zu Ende gehen. Wir sagen leise Servus, freuen uns, Jonas kennen gelernt und ihm noch gute Tage beschert zu haben – etwas, das ohne seine liebe Gassigängerin nicht möglich gewesen wäre; unseren allerherzlichsten Dank hierfür!

Und du, Jonas, schlaf gut – du hattest ein langes, ereignisreiches Leben; ruh dich aus. Wir werden dich nicht vergessen.